Dir steht ein neues Familienmitglied ins Haus,
deshalb haben wir hier noch mal einige wichtige Infos zusammengefasst, damit Du für alle Eventualitäten gewappnet bist und ggf. auch später noch einmal etwas nachlesen kannst.
Menschliches
Sei Dir darüber im Klaren, dass der neue Hund bis dahin vielleicht nie ein Haus von innen gesehen hat, evtl. nicht stubenrein ist und das u.U. auch nicht in 1-2 Wochen lernen wird.
Dunkle Hauseingänge sind vielleicht furchteinflößend; es kann auch sein, dass der neue Hund schon eine Familie hatte und dort im Hof gelebt hat, dass es vielleicht Schläge bedeutete, wenn er das Haus betrat. Er wird also evtl. sehr, sehr vorsichtig sein.
Manchmal sind auch Treppen ein Problem, vor allem wenn sie offen sind und der Hund hindurchschauen kann. Das macht ihn unsicher.
Dein neuer Hund wird anfangs an Dir kleben wie ein Kaugummi. Bitte verwechsle das nicht mit Anhänglichkeit! Glaub uns, er wird zu 98% nicht auf Dich hören, wenn Du ihn draußen von der Leine lässt. Dieser fatale Irrglaube hat schon manchem Neuankömmling das Leben oder die neue Familie viele Nerven und Geld gekostet, bis er wieder gesichert war.
Es empfiehlt sich, dem Hund in der Wohnung einen festen Platz zuzuweisen und von Anfang an das Verfolgen und Kontrollieren zu unterbinden. Auch Bett und Sofa sollten Plätze sein, die er nicht einfach einnehmen darf.
Es gibt Hunde, die aus einem Sofaplatz schließen, dass sie mit der neuen Familie auf gleicher Augenhöhe sind. Diesen Status werden sie dann verteidigen – vielleicht mit Knurren oder Schnappen.
Sofa, Bett und Futter sind Ressourcen, die der Chef zuweist. Sie sollten nicht einfach zugestanden werden, denn ein Hund zieht daraus u.U. die falschen Schlüsse und versucht dann vielleicht, das Rudel, sprich: seine Familie, zu beherrschen.
Kleinere Kinder sollten anfangs keinesfalls mit dem neuen Hund alleine sein, und es versteht sich von selbst, dass ein Hund auf seinem Platz seinen Rückzugsort hat und Kinder ihn dort nicht stören dürfen.
Tierisches
Auch bei Hunden, die den Katzentest bestanden haben, sollte am Anfang sehr vorsichtig agiert werden. Selbst wenn der Hund ruhige Katzen akzeptiert, kann bei einer rennenden Katze der Beutetrieb durchschlagen. Möglicherweise hat er einfach Spaß am Verfolgen. Auf jeden Fall sollte dieses Verhalten vom ersten Moment an unterbunden werden.
Wir empfehlen, den Hund beim Kennenlernen an der Leine zu halten und die ersten Tage/ Wochen Hund und Katze(n) bei Abwesenheit der Menschen räumlich zu trennen.
Ist schon ein Ersthund im neuen Zuhause, bietet sich ein Kennenlernen bei einem ersten gemeinsamen Spaziergang an. Grundsätzlich ist der Ersthund Chef, und es sollte ihm durch Gesten gezeigt werden, dass sein Status nicht in Gefahr ist.
Er wird zum Beispiel zuerst gestreichelt, bekommt zuerst Futter, ihm wird sein Geschirr zuerst angelegt, er bekommt als erstes Leckerlis usw.
Unsere Hunde kommen aus einer Perrera
Sie hatten wenig Bewegung und immer Futter zur Verfügung, damit es nicht zu Beißereien um Futter kommt.
Bedenke, dass sich die Pfoten erst an geteerte Straßen gewöhnen müssen, dass der Hund anfangs vielleicht Muskelkater bekommt und erst Muskulatur aufbauen muss, bevor man mit ihm vorsichtig(!) anfangen kann, Sport zu treiben, also z.B. Joggen oder am Fahrrad laufen.
Speziell für das Fahrrad empfehlen wir spezielle Vorrichtungen, die Hund und Fahrer sichern und üble Unfälle zu vermeiden helfen.
Immer wieder sieht man im Hochsommer Hunde am Fahrrad laufen. Überleg bitte, ob das wirklich sein muss. Nicht nur, dass heißer Teer verheerende Folgen für die Pfoten hat, bedenke auch, dass der Hund bis zur völligen Erschöpfung mitrennt.
Im Winter kann der Hund frieren und sollte somit gegen unsere Kälte geschützt werden, vor allem, wenn er rassebedingt keine Unterwolle besitzt. Das mag sich für manchen seltsam anhören, aber ein schlotternder und danach kranker Hund muss nicht sein.
Futter
Wir Nothunde sind Rohernährer und bitten unsere neuen Familien, die Möglichkeit der Rohernährung/Barf in Betracht zu ziehen. Gerne stehen wir bei Fragen zur Verfügung.
Ansonsten empfehlen sich Dosen mit reinem Fleisch, zu dem man diverse Gemüse pürieren kann (nicht alles ist gesund für Hunde), oder ein gutes Trockenfutter. Solch ein Futter ist nicht immer am Preis zu erkennen. Als Faustregel gilt, dass es einen hohen Fleischanteil und kein Getreide oder Chemie enthalten sollte.
Wir haben ganz gute Erfahrung mit Wolfsblut, Platinum, The Good Stuff oder Real Nature Wilderness (Fressnapf) gemacht, aber es gibt auch noch jede Menge anderer in diesem Sektor.
Mittelmeerkrankheiten
MMK sind nach wie vor ein Thema. Wissen wir von einer Erkrankung, erwähnen wir dies schon in der Beschreibung. Aber selbst wenn unsere Tiere negativ getestet sind, können die Erreger im Körper „schlafen“, bis sie bei einem Zusammenbruch des Immunsystems aktiv werden.
Unsere Hunde unter einem Jahr haben keinen MMT, da die Ergebnisse falsch positiv oder auch negativ ausfallen können.
Sollte sich bei Deinem Hund irgendetwas in dieser Richtung zur Frage stellen, sprich uns an! Wir helfen gerne weiter.
Unsere Hunde kommen meist aus Familien oder vom Jäger,
das heißt, sie müssen noch viel lernen, denn Spanien ist nicht berühmt für seine gut erzogenen Hunde. Auch kann es sein, dass der Hund mit Schlägen erzogen wurde. Manchmal reagiert ein Hund auf verschiedene Dinge ängstlich: Männer generell, dunkles Haar, eine bestimmte Tonlage o.Ä. Beobachte Deinen Hund gerade am Anfang sehr genau, dann wirst Du schnell herausfinden, welcher Umstand seine Angst auslöst, sodass Du daran arbeiten kannst.
Wundere Dich nicht, wenn Dein Hund bei einer schnellen Bewegung zusammenzuckt oder sich blitzartig flach duckt. Vielleicht muss er erst Vertrauen lernen.
Begehe aber nicht den Fehler und verwöhne den „armen Hund“ oder „lass ihn erst mal ankommen“! Er wird oft schneller heimisch als Du Dir vorstellen kannst, und zieht Dich dann eiskalt über den Tisch.
Unser Tipp: Konsequente, aber liebevolle Erziehung vom ersten Moment an sorgt dafür, dass Dein neues Familienmitglied Dich als Rudelchef akzeptiert. Das bedeutet für ihn Sicherheit.
Manchmal haben Hunde Probleme mit dem ersten Alleinsein. Gewöhne Deinen Hund langsam daran. Nicht für jedem Hund ist es in Ordnung, wenn seine neue Familie plötzlich verschwunden ist.
Impfen
Unsere Tiere kommen mehrfach- und tollwutgeimpft.
Eine Wiederholung aller Impfungen ist nicht jedes Jahr nötig, da es Impfstoffe mit 3-Jahres-Depot gibt. Falls Du Dich für solch eine Impfung entscheidest, stelle sicher, dass es auch so in den Impfpass eingetragen wird. Es gilt nur das im Impfpass eingetragene Impfablaufdatum.
Viele Probleme wie Allergien, Hautprobleme, epileptische Anfälle führt man inzwischen auf zu häufiges Impfen zurück.
Wir empfehlen das „bayrische“ Impfmodell: Mehrfachimpfung mit Grundimmunisierung, die normalerweise in Spanien stattfindet, und eine Auffrischung nach einem Jahr. Man geht danach davon aus, dass die Impfung viele Jahre, u.U. ein Leben lang, hält.
Ausgenommen Zwingerhusten und Leptospirose – wie sinnvoll diese beiden Impfungen sind, muss jeder Hundehalter selbst entscheiden, aber Letzteres lässt sich vermeiden, indem man die Hunde nicht aus Pfützen trinken lässt.
Die Tollwutimpfung hält oft auch ein Leben lang, allerdings ist ein Auslandsaufenthalt oder in fast allen Fällen der Besuch einer Hundeschule an eine gültige TW-Impfung geknüpft.
Vor allem die TW-Impfung gibt es als Depotwirkstoff. Frag Deinen Tierarzt danach. Es schont Gesundheit und Geldbeutel. Achte genau darauf, welches Ablaufdatum im Impfausweis steht, denn es kann vorkommen, dass ein Depotwirkstoff genutzt, jedoch nur ein Jahr Dauer in den Ausweis eingetragen wird.
Parasitenprophylaxe
Unsere Hunde bekamen in Spanien das sehr umstrittenen Symparica/Bravecto gegen Parasiten.
Wir empfehlen diese Mittel ausdrücklich nicht! Falls nötig, nimm lieber Scalibor oder Seresto von Bayer.
Beide sind nicht günstig, halten aber viele Monate, und da es sich hierbei um Halsbänder handelt, kann bei einer Unverträglichkeit der Wirkstoff herausgewaschen werden. Alternativen gibt es natürlich auch hier. Du kannst beispielsweise Kokosöl und andere natürliche Stoffe ausprobieren und sie verwenden, wenn Du mit dem Ergebnis zufrieden bist.
Bitte beachte auch, dass Hunde nicht prophylaktisch alle drei Monate entwurmt werden sollen, wie es viele TÄ es leider immer noch empfehlen. Unnötige Entwurmungen schädigen den Darm und nehmen dem Immunsystem die Kraft, sich selbst zu wehren.
Achtung!
Es gibt vereinzelt Hunde, die in der Lage sind, Türen zu öffnen! Es empfiehlt sich also, Wohnungs- oder Haustür abzuschließen.
Überprüfe auch – sofern vorhanden – Garten oder Balkon auf Sicherheit. Gerade kleine Hunde können sich unter dem Gartenzaun oder dem Balkongeländer oder zwischen den Streben hindurchquetschen. Auch Podencos und Galgos sind mitunter regelrechte Kängurus bzw. Kletterkünstler. Je nach Größe des Hundes stellt auch ein 2m hoher Zaun kein allzu großes Hindernis dar.
Stelle sicher, dass Dein Gartenzaun oder Balkongeländer keine Löcher aufweist. Dort könnte nämlich ein kleiner Hund oder Welpe durchpassen. Auch geöffnete Fenster sind möglicherweise eine Gefahrenquelle.
Teppiche … nun ja, Teppiche erinnern an das Gefühl von Gras unter den Pfoten. Wundere Dich also nicht, wenn Du einen feuchten Fleck findest.
Ganz wichtig: Hunde haben weder im Winter noch im Sommer eine Chance im Auto, schon eine halbe Stunde im Sommer kann tödlich enden.
Die Setzzeit
Ab Anfang März bis Anfang/Mitte Juli gibt es die Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit.
Auch wenn sie nicht in jedem Bundesland gesetzlich geregelt ist, finden wir Nothunde, dass es sich von selbst versteht, die Hunde in dieser Zeit nicht ins (hohe) Gras zu lassen.
Rehkitze, die alleine liegen und nur flüchtigste Berührung mit Mensch und Hund hatten, werden von der Mutter nicht mehr angenommen und müssen jämmerlich verhungern.
Erste Schritte mit dem Tier
Bitte verwende IMMER! Halsband und Sicherheitsgeschirr! Achte vor allem in den ersten Wochen auf einen engen Sitz.
Sichere Deinen Hund IMMER! mit doppelter Leine bzw. Halsband und Geschirr mit einer Koppel.
Vielleicht kennt Dein neuer Hund keine Züge, Autos, LKWs, Sirenen und reagiert panisch. In solch einem Fall legt er vielleicht schlagartig den Rückwärtsgang ein und versucht sich aus Halsband und Geschirr zu winden.
Du bekommst zu Deinem Hund ein Panikgeschirr.
Wir haben schon schlimme, leider auch tödliche Erfahrung machen müssen, deshalb nutze dieses Panikgeschirr auf jeden Fall die ersten Monate, bis Du sicher sein kannst, dass Du alle Situationen mit Deinem neuen Familienmitglied souverän meisterst. Es gibt nichts Schlimmeres, als seinen neuen Freund in der ersten Zeit gleich wieder zu verlieren.
Wir Nothunde raten zu Schleppleinen (es empfehlen sich Biothaneleinen).
Falls Du jedoch eine Flexileine nutzt, bitte IMMER eine mit Gurtband nutzen! Die mit der dünnen Schnur haben bei Mensch und Tier schon böse Verletzungen verursacht. Bei Flexileinen IMMER! das Griffstück am Handgelenk oder – noch besser – an einem Gürtel um den Bauch befestigen, damit das Griffstück bei Fallenlassen nicht scheppernd auf den Hund zurattert. (So eine Sicherung empfiehlt sich übrigens auch für Schleppleinen.)
Bitte halte Dich unbedingt daran, denn es sind leider schon genug Tiere in den ersten Tagen auf der Flucht verunglückt.
Nach dem Transport kann der Hund am Anfang Durchfall oder entzündete Augen (wg. Klimaanlage, Futterumstellung und Transport/Stress) haben. Oft helfen hier Euphrasia-Tropfen für die Augen und Heilerde im Futter gegen Durchfall schonend und zügig.
Vereinzelt könnten auch Giardien mitgebracht werden. Sollte ein Hund also immer wieder abwechselnd festen und dünnen Kot oder über längere Zeit Durchfall haben, lass bitte beim Tierarzt eine Kotprobe testen.
Der Transport ist ein Sammeltransport. Auch wenn unsere Hunde entfloht sind, kann ein blinder Passagier von einem Hund aus einem anderen Shelter sein Taxi wechseln. Kontrolliere also Deinen Hund nach der Ankunft auf unliebsame hüpfende Mitbringsel.
Unsere Hunde werden vor der Reise entwurmt. Es kann dann vorkommen, dass der Hund nach Ankunft noch Würmer ausscheidet. Bist Du unsicher, halte bitte erst mit uns Rücksprache, bevor Du Deinen Hund gleich noch einmal entwurmst.
Ein Rat zum Schluss
Das Buch "Calming Signals" von Turid Rugaas ist ein genialer Ratgeber, der Dir dabei hilft, Deinen Hund und seine Signale lesen zu lernen und so Hund-Mensch-Missverständnisse zu vermeiden.
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